«Es wird zu viel geredet und zu wenig gesagt». Dieser Satz kam mir in einer schlaflosen Nacht in den Sinn. Ich hatte an einer Retraite von Pfarrern teilgenommen. Und da wurde viel gesprochen. Ich meine nun nicht die spannenden Fachreferate. Nein, aber dass manche Teilnehmer mit vielen Worten ihre Erfahrungen oder ihren «Senf» auch noch mitteilen mussten, war anstrengend. Hat mich an Albert Einstein, 1879-1955, erinnert, der meinte: «Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.» «Angenehm still», möchte ich ergänzen.
Oberflächliches Geschwätz kann anstrengend und ermüdend sein. Ich kann Napoleon verstehen der meinte: «Es gibt Diebe, die nicht bestraft werden und einem doch das Kostbarste stehlen: Die Zeit».
Auch erinnere ich mich an jenen Bauern, der schimpfend ausgerufen hat: «Jeder Schweizer, der einmal eine Kuh gesehen hat, meint, ein Agrarexperte zu sein». Und damit meinte er das gleiche wie Einstein. Zu viele Menschen reden auch heute überschwänglich von Dingen, die sie nicht verstehen. Führen sich als Experten auf in Sachen Politik, Klima, Weltwirtschaft, Energie, Krieg und Frieden. Ich kann den Schriftsteller Oscar Wilde verstehen, der ausrief: «Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten!»
Natürlich ist reden wichtig. Echte, sachliche Kommunikation nicht zu vernachlässigen. Doch dazu gehört auch das Zuhören. Oder wie es ein chinesisches Sprichwort sagt: «Je stiller du bist, desto mehr kannst du hören».
Unsere Zeit braucht wohl weniger oberflächlichen Worte. Es bräuchte wohl mehr Stille, Hören und Nachdenken.
Stephen Hawking, der grosse englische Wissenschaftler, 1942-2018, prägte den Satz: «Stille Menschen haben den lautesten Verstand». Mehr Stille. Nachdenken, bevor man spricht. So würde manche Dummheit nicht in Umlauf gesetzt werden. Und, wir könnten viel Zeit für wesentlicheres – wie das Denken – einsparen. Vielleicht würden wir so auch göttliche Ideen neu entdecken. Denn der Ordensmann Franz von Assisi, 1181-1226, hatte den Punkt getroffen: «Wo die Stille mit dem Gedanken Gottes ist, da ist nicht Unruhe noch Zerfahrenheit».
Die Bibel sagt uns zum Thema: «Wer viele Worte macht, wird sicher schuldig – darum hält der Kluge sich zurück».
Sprüche 10,19