Es gibt immer mehr Anzeigen wegen Ehrverletzung. Üble Nachrede, Verleumdung und Beschimpfung nehmen rasant zu. Markant in den sozialen Medien. Die Staatsanwälte-Konferenz forderte sogar, dass die Kläger eine Kaution hinterlegen sollten. Anders sei die zunehmende Flut von Klagen nicht mehr zu bewältigen.
Der Antrieb zu einer Ehrverletzungsklage sei eher im Wunsch nach persönlicher Vergeltung als in der Tatsache einer Rechtsverletzung zu suchen, schreiben die Staatsanwälte weiter. Als Friedensrichter einer kleinen Gemeinde muss ich diese Feststellung bestätigen. Manche wollen keine Lösung, keine Versöhnung: Sie wollen es diesem Nachbarn mal heimzahlen. «Zeigen, wo der Bartli den Most holt».
Üble Nachrede sind Aussagen, die nicht den Tatsachen entsprechen und dem Ruf des Betroffenen schaden. Oft plappert man diese Dinge auch einfach nach. Verleumdung heisst, dass man wider besseres Wissen Sachen über andere erzählt, die ihn in einem schlechten Licht dastehen lassen. All dies ist strafbar. Und echt verwerflich. Und man fragt sich, warum so viele Menschen andere verleumden. Hofft man, dadurch selbst in einem besseren Licht dazustehen? Oft sind sich Übeltäter nicht bewusst, was sie anrichten. Im Kampf auf der Karriereleiter am Arbeitsplatz, wird Verleumdung oft bewusst eingesetzt. Vergessen wird dabei, dass es sich dabei um Mobbing handelt, welches allenfalls sogar eine fristlose Kündigung nach sich ziehen könnte. So hatten Gerichte eine solche als Rechtens beurteilt, wo ein Chef einen Mitarbeiter entlassen hatte, weil er fälschlicherweise einen Mitbewerber im Netz als Vergewaltiger bezeichnet hatte.
Natürlich gibt es auch Arbeitgeber, die mit einer Verleumdung einem ungeliebten oder alten Mitarbeiter kündigen: unpünktlich, fehlerhaft, inkompetent. Joseph Joubert, 1754-1824, der französische Essayist meinte: «Üble Nachrede ist Erleichterung der Bösartigkeit». Vielleicht ist es auch gut, wenn man mit solchen Menschen auf Distanz geht. Nicht unbedingt mit allen rechtlichen Mitteln um den Job kämpft und dabei seelisch Schaden leidet.
Der Tipp des deutschen Schriftstellers Johann Jakob Engel, 1741-1802, ist zumindest bedenkenswert: «Die schönste Antwort auf Verleumdung ist, dass man sie stillschweigend verachtet». Noch etwas derber hat dies Johann Wilhelm Ludwig Gleim, sein Berufs- und Zeitgenosse formuliert: «Was von mir ein Esel spricht, das acht ich nicht.»
Üble Nachrede, Verleumdung und Beschimpfung sind wohl etwas vom Unnützlichsten. Sie zerstören Beziehungen. Belasten Opfer und Täter. Verletzen Mitmenschen. Das soll, muss und darf nicht sein. Da würden wir uns doch besser an die 10 Gebote erinnern lassen: «Sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen» (2. Mose 20,15).