Da spricht mich ein Freund auf meine YouTube-Beiträge an. Manche seien etwas bedrückend. Er würde lieber nur schöne Geschichten hören. In Kriegszeiten scheint mir dieser Wunsch allerdings schwierig. Man kann nicht einfach die Augen vor der brutalen Wirklichkeit verschliessen. Doch – da muss ich meinen Freund ernst nehmen – gilt es trotz allem auch das Schöne und Gute zu sehen. Die Balance zu finden.
„Hier wird nicht gejammert!“ Diese Hausordnung las ich im Eingang einer kleinen Boutique. Unorthodoxe, kreative Kunst wird da gezeigt und angeboten. Aber jammern ist wie erwähnt verboten. Schimpfen über unfähige Politiker, steigende Preise etc. hat hier keinen Platz. Bringt schliesslich auch nichts. Blockiert bloss neue Ideen. Verhindert die Zukunft. Macht krank. So die Begründung des Betreibers. Die Idee, in dieser umsatzorientierten, technisierten, negativen Welt von Besserwissern einen Gegenpol zu schaffen, verdient meinen Respekt. Ich bin ebenfalls überzeugt: «Unsere Gesellschaft braucht keine „Jammeri“. Sie braucht dringend positive Kreativmenschen.
Natürlich sind Schimpfen, Jammern und Klagen weit verbreitet. Die Pandemie, der Krieg, das Flüchtlingselend und der Welthunger sei Grund genug für eine negative Lebenshaltung. Persönliche Rückschläge kämen schliesslich auch noch dazu. Das Leben positiv zu gestalten, ist allerdings anspruchsvoller. Herausfordernder. Aber sicherlich interessanter, erfolgsversprechender, zukunftsfähiger. Was wäre, wenn nicht bloss in jener Galerie „jammern verboten“ gelten würde? Wenn generell auf destruktives Schimpfen verzichtet würde? Was wäre, wenn wir mit allen Kräften, mit aller Kreativität positiv Zukunft träumen und gestalten würden? Es liegt an uns, Träume zu verwirklichen.
Es gilt, nicht bloss das Schreckliche zu sehen, sondern auch das Gute. Ermutigende Dinge, die einfach wohltun. Gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir Ermutigungen. Den Hinweis auf positive Entwicklungen. Auf Schönes. Motivierendes. Der grosse deutsche Politiker Konrad Adenauer hatte den treffenden Satz geprägt: «Was unsere Zeit braucht, sind Menschen, die ermutigen!» Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir Menschen, die uns aus der lähmenden Lethargie herausholen. Die ermutigen. Auf Gutes hinweisen. Sogar der Apostel Paulus forderte schon dazu auf (1. Thessalonicher 5, Vers 14): »Ermutigt die Verzagten, helft den Schwachen, und bringt für jeden Menschen Geduld und Nachsicht auf!»
In dem Handbuch für die klinische Praxis mit dem Titel: «Positive Psychotherapie bei Erschöpfungsdepression und Burnout» bin ich auf den einfachen Hinweis gestossen: «Ein „Dankbarkeitstagebuch“ könnte Burnout-Patienten eine grosse Hilfe sein». Der simple Tipp, jeden Abend drei Dinge aufzuschreiben, welche gut waren an dem Tag, hat mich fasziniert. Laut Studie hilft so ein „Dankbarkeitstagebuch“ messbar. Das würde jedem Menschen guttun. Am Ende des Tages überlegen: Was habe ich heute Gutes erlebt? Was hat mich gefreut? An welche Begegnung denke ich gerne zurück? Was war schön oder ist mir gelungen? Das könnte unser Leben verändern. Zufriedener machen. Uns dankbar stimmen. Und uns garantiert besser schlafen lassen… Wir brauchen die unerträgliche Not dieser Welt nicht ausklammern. Dankbarkeit hilft uns aber, eine Balance zu finden, die uns nicht zerstört. „Dankbarkeit macht das Leben erst reich“ hatte Dietrich Bonhoeffer festgestellt. Und der populäre Fussballtrainer Jürgen Klopp meinte: „Ich müsste mich eigentlich im Minutentakt bei Gott bedanken!“