«Welch Katastrophenjahre in denen wir leben! Erst die Pandemie. Dann Naturkatastrophen, Krieg, Millionen von Flüchtlingen. Inflation, Dürrre, Waldbrände, Hunger in vielen Ländern. Klimaveränderungen. Selbst unsere vermeintlich ewigen Gletscher schmelzen dahin. Apokalyptisch.» Der 50-jährige Mann redete sich richtiggehend in Rage. Es schien als läute er mit seinen Worten direkt den Weltuntergang ein. Wohlgemerkt an einem Festtisch bei Bier, Wein und Bratwurst, anlässlich des schweizerischen Nationalfeiertages.
Natürlich leben wir derzeit mit grossen Herausforderungen. Manche Ereignisse sind schrecklich. Unbestritten. Und trotzdem gibt es auch schöne Dinge. Zum Beispiel dieses fröhliche, gemütliche Fest mit Musik, Speis und Trank. Die guten Dinge gilt es auch zu sehen. Wir dürfen sie auch dankbar geniessen. «Die Feste feiern, wie sie fallen». Ohne das Schwierige ausblenden zu müssen.
Wikipedia definiert Katastrophe übrigens wie folgt: «Eine Katastrophe ist ein folgenschweres Unglücksereignis». Und diese gibt es leider auch in unserer Zeit. Im Übermass sogar, denke ich.
Die Katastrophendiskussion am feuchtfröhlichen Festtisch hat mich an eine alte Geschichte erinnert. Hier im Wallis ging das Jahr 1817 als absolutes Katastrophenjahr in die Geschichte ein. Es war nämlich ein sehr schlechtes Weinjahr. Es galt als schlimmstes Jahr seit Menschengedenken. So kann man in den Chroniken nachlesen, dass viele alte Männer wegen dem Fehlen des stärkenden Getränkes nacheinander gestorben seien. Der fehlende Wein, dieses so wichtige Lebensmittel für Leib und Gemüt hinterliess eine Spur des Todes und der Trauer im Land. Besonders an den Stammtischen. Woran sie in den guten Weinschwemmejahren starben, sagt die Chronik aber nirgends…
Im Buch Jesus Sirach steht (31,33f): «Was ist das Leben ohne Wein? Denn er ist geschaffen, dass er die Menschen fröhlich machen soll». Es gibt nicht bloss Katastrophen. Auch wenn sie uns derzeit herausfordern und unser Engagement verlangen. Es gibt auch Gutes, Schönes, Grund zur Freude. Oder wie es der weise Salomo sagte (Prediger 3): «Alles hat seine Zeit: Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen, Lieben und Hassen, Krieg und Friede».