Das war ein Besuch der besonderen Art. Ich war zu Gast in einer privaten Einrichtung für Tagesbetreuung von Senioren. Dieser Seniorentreff, auch zur Entlastung von Angehörigen, hat mich beeindruckt.
Die Medien haben diese Tage berichtet, dass unsere Pflegeheime im Oberwallis überfüllt sind. Es lange Wartelisten gebe. Und viele Betagte, auch Demenzkranke, deshalb von ihren Angehörigen versorgt werden müssen. Zur Entlastung dieser Angehörigen entstand diese Einrichtung in Brig 2011. Ob einzelne oder mehrere Tage: im Seniorentreff Sibylle sind diese Menschen perfekt aufgehoben. Sie werden fachlich gut betreut. Sogar ein Hund ist mit dabei. Es wird gespielt, geschwatzt, geruht, gegessen. Und spielerisch auch das Hirn etwas trainiert. Maximal fünf Senioren pro Tag können hier, wie in einer Familie, einen guten Tag erleben.
Geplant ist nun, dass die verwilderte Halde neben dem Haus zu einem Demenzgarten umgestaltet wird. Die Tagesgäste sollen ohne Gefahr auch die Natur erleben. Sich an der frischen Luft erholen. Und Blumen und Gemüse in Hochbeeten wachsen sehen. Da möchte ich der unterstützenswerten Einrichtung helfen, mit einem Crowdfunding diesen Wunsch zu erfüllen.
In dem Zusammenhang habe ich mir überhaupt Gedanken gemacht übers Alter und die Betreuung betagter und demenzkranker Menschen. Für solche ist es wichtig, «Menschen zu haben, die sie auf die Beine stellen, wenn ihre Flügel vergessen haben, wie man fliegt…» C. Otto. Sie brauchen ein Umfeld, wo es ihnen wohl ist. Menschen, Betreuerinnen, die sie kennen. Eine Umgebung, die ihnen bekannt ist. Ein Zuhause, wo das Herz sich wohl fühlt. Und dafür sollten wir alles tun. Der frühere deutsche Bundeskanzler, Willy Brandt, meinte: «Eine Gesellschaft, die das Alter nicht erträgt, wird an ihrem Egoismus zugrunde gehen.» Unsere Zeit und Welt steht unbestritten vor grossen Herausforderungen: Krieg, Flüchtlinge, Welthunger und Klimaveränderung. Vergessen wir aber unsere betagten und kranken Mitmenschen nicht. Auch da tragen wir eine Verantwortung.
Sicherlich lohnt es sich für Menschen, die sich noch voll im Saft ihres Lebens fühlen, über einen Gedanken von Erasmus von Rotterdam, 1466-1536, dem holländischen Humanisten nachzudenken: «Du triffst Vorsorge für das Alter, damit dem Körper nichts fehlt. Solltest du dir nicht Gedanken darüber machen, ob der Seele etwas fehlt?»