Die Überschrift einer Kolumne hat mich angesprungen. Ich habe sie nicht mehr vergessen. «Politiker, Pfarrer und andere Schurken». Ich musste dem nachdenken. Natürlich kennen wir narzisstische Politiker, die ihre eigenen Interessen suchen. Gerne Macht über andere ausüben. Oder im schlimmsten Fall Krieg und Zerstörung über die Menschheit bringen. Wir hören von einzelnen Pfarrherren, die ihre Position ausnützen, selbst Kinder missbrauchen und von ihrem himmlischen Chef wenig gelernt haben. Und dann gibt es noch die anderen Schurken. Verbrecher, Betrüger, Steuerhinterzieher, skrupellose Egoisten, Chefs, die ihre Mitarbeiter ausnützen. Arbeiter, die umgekehrt im Stundenlohn mit ihren Freunden chatten. Und dann die noch kleineren Schurken wie ich: manchmal unzufrieden, nicht hilfsbereit, etwas unfreundlich und egoistisch…
Nicht bloss Politiker wie Putin, Missbrauchstäter und Schwerverbrecher sind das Problem. Oscar Wilde, der irische Schriftsteller, 1854-1900, hat ziemlich grob festgestellt: «Jeder von uns ist sein eigener Teufel, und wir machen uns diese Welt zur Hölle». Harter Tubak, möchte man entgegnen. Ich bin doch nicht so schlimm. Wenn nur alle wären wie ich, dann sähe es auf der Welt besser aus. Jean Jacques Rousseau, der grosse Genfer Philosoph und Schriftsteller, 1712-1778, doppelte aber nach: «Warum die Hölle im Jenseits suchen? Sie ist schon im Diesseits vorhanden, im Herzen der Bösen.»
Deshalb mahnt uns die Bibel auf unsere Gedanken zu achten, die aus unserm Herzen kommen. Da kommt nicht bloss Gutes her. Es müssen nicht strafrechtlich relevante Dinge sein. Aber verweigerte Nächstenliebe. Rechthaberei. Ungeduld. Habsucht und Geiz. Oder Unfreundlichkeit.
Wir haben es – mit Gottes Hilfe – in der Hand, unser Leben und damit unser Umfeld positiv zu verändern. Liebe leben. Hilfsbereitschaft. Freundlichkeit. Spannend ist die erstaunte Feststellung des österreichischen Schriftstellers Karl Kraus, 1874-1936: «Was sich alles entpuppen kann: ein Schurke und ein Schmetterling». Ja, es bräuchte mehr Schmetterlinge. Auch Menschen, die Freude verbreiten. Einander gut tun. Die Welt wieder erträglicher, ja sogar bunt, schön und spielerisch machen.
Oder beherzigen wir wenigstens den Tipp des schottischen Historikers Thomas Carlyle, 1795-1881: «Sieh zu, dass du ein ehrlicher Mensch wirst, denn damit sorgst du dafür, dass es einen Schurken weniger auf der Welt gibt.»