KIRCHE IM TOURISMUS

 

«Stellt die Wanderschuhe weg! Holt die Wintersportgeräte aus dem Keller. Der Winter steht vor der Tür. Ende Oktober schon ist in Saas-Fee sogar die offizielle Eröffnung der Wintersaison.» Der Tipp der Marketingleute scheint zwar gut gemeint zu sein. «Doch bloss nicht zu voreilig», bin ich versucht zu sagen. Das Wallis präsentiert sich derzeit nämlich noch von der goldenen Seite. Ein stahlblauer Himmel. Frisch verschneite Berggipfel. Lärchenwälder, die fast golden leuchten. Rotes Heidelbeerkraut. Ein Traum für das Auge! Einfach wohltuend. Einzigartig! Man wird an den Titel der amerikanischen Filmschnulze erinnert: «Zu schön, um wahr zu sein». Nein, die Wanderschuhe würde ich noch nicht wegstellen…

Zugegeben, wir leben in einer herausfordernden Zeit. Krieg. Flüchtlinge. Energieprobleme. Welthunger. Teuerung. Manches will uns erdrücken. Aber es gibt auch Schönes. So wie die faszinierende Herbststimmung in der Natur. Und das will ich auch sehen. Und mich daran freuen.

Markus M. Ronner, Theologe und Publizist, hatte das Auge dafür wohl nicht. Sonst hätte er sicher nie so plump geschrieben: „Der Herbst ist die Zeit, wo die Tage kürzer und die Bremswege länger werden.“

Wir dürfen uns von der Schönheit der Natur anstecken lassen. Überwältigt davon, muss ich mich der Überzeugung von Leo Tolstoi, dem russischen Schriftsteller, 1828-1910, anschliessen, der meinte: «Man müsste doch glauben, dass die Berührung mit der Natur, diesem unmittelbaren Ausdruck der Schönheit und Güte, alles Böse im menschlichen Herzen verschwinden lassen müsste».