Diese Floskel begegnet mir immer wieder.
Hauptsache gesund. Mich stört dieser meist sehr oberflächlich dahergeredete Satz. Zugegeben, ich bin nicht gesund. Lebe seit Jahren mit Einschränkungen, Schmerzen, Medikamenten, Operationen und Therapien. Und deshalb habe ich mir zu diesem Thema schon viele Gedanken gemacht. Nein, ich suche kein Mitleid. Ich habe ein gutes Leben, weil Gesundheit eben nicht die Hauptsache ist. Ich habe eine liebe Frau, mit der ich schon 36 Jahre verheiratet bin. Habe eine tolle Familie, eine spannende Arbeit. Ich habe – durch meine gesundheitlichen Einschränkungen – Begabungen wie das Schreiben entdeckt, die ich ausleben kann. Dazu kenne ich gute Freunde und vieles mehr, was mein Leben reich macht. Und dass ich, so wie ich bin, von Gott geliebt bin, ist einfach gut.
Gesundheit kann ein schönes Geschenk sein, wofür man dankbar sein kann. Aber sie ist definitiv nicht die Hauptsache. Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Der Gesundheitswahn von heute erscheint mir irgendwie auch krank.
Vor gut 100 Jahren hat der deutsche Arzt und Politiker Rudolf Virchow die bedenkenswerte Aussage gemacht: „Ein bisschen Kranksein ist manchmal ganz gesund.“ Gesundheit ist nicht alles. Es gibt Dinge, die wichtiger sind. Z. B. sich in Gottes Hand geborgen zu wissen. Das hält auch, wenn mein Leben zu Ende geht.
Der Psychotherapeut und Theologe Manfred Lütz hat nämlich schonungslos festgestellt: „Auch wer gesund stirbt, ist definitiv tot.“ Deshalb komme ich zum Schluss: Nicht: Hauptsache gesund! Sondern:
Hauptsache in Gottes guter Hand!